Ich habe keine
Ahnung, woran es liegt, aber es fällt mir sehr viel leichter, vor fremden
Leuten zu spielen. Das habe ich heute in Lingen gemerkt. Dort trifft
man hier jemanden, sieht dort jemanden vorbeilaufen und bekommt einen
vielsagenden Blick von dem einen oder anderen. Doch zum Glück war
Peter dabei, der mich auf dem Cajon unterstützte und vor allem bei
Kindern mit seiner umfunktionierten Teekiste ganz schön Eindruck
schindete. Besonders hat es mich auch gefreut, Leute aus dem TPZ
anzutreffen, danke dafür!
Doch Emsländer
sind unter anderem auch für ihre Sturheit bekannt. So fiel mir zum
Beispiel auf, dass einige Leute mich von weitem sahen, dann nach
unten schauten und einen großen Bogen um mich machten. Hey, ich
beiße nicht, geduscht habe ich auch und es liegt mir fern, Menschen
mit meiner Musik aufzufressen. Vielleicht würde ich selbst die Musik
manchmal gerne essen, aber das ist eine andere Geschichte.
Es waren aber
dafür auch zwei Kinder dort, die uns zuhörten und auch für eine
ganze Weile treu blieben. Peter förderte die Nachwuchstalente in
Sachen Percussion und machte ihnen das Instrument so richtig
schmackhaft. Im Getümmel sichtete ich zudem immer wieder lächelnde
Menschen, die wir auch zu erreichen schienen. Wieder andere hörten
erst von weitem zu und gaben schließlich doch ihren
Sicherheitsabstand auf, um uns etwas in den Koffer zu werfen.
Als ich meine
Gitarre einpackte, bemerkte ich wieder einmal, dass ich mir die
Finger blutig gespielt hatte. Auch Peter klagte über schmerzende
Handinnenflächen vom leidenschaftlichen Schlagen auf das
Holzinstrument. Doch was wäre Leidenschaft ohne Leid? Und es
bestätigt mir einmal mehr das, was ich schon vor zwei Jahren in
meinem Song „Anne“ versprochen hatte: „Even if my fingers
bleed, (…) I will always sing for you.“