Dienstag, 31. Juli 2012

Lingen


Ich habe keine Ahnung, woran es liegt, aber es fällt mir sehr viel leichter, vor fremden Leuten zu spielen. Das habe ich heute in Lingen gemerkt. Dort trifft man hier jemanden, sieht dort jemanden vorbeilaufen und bekommt einen vielsagenden Blick von dem einen oder anderen. Doch zum Glück war Peter dabei, der mich auf dem Cajon unterstützte und vor allem bei Kindern mit seiner umfunktionierten Teekiste ganz schön Eindruck schindete. Besonders hat es mich auch gefreut, Leute aus dem TPZ anzutreffen, danke dafür!
Doch Emsländer sind unter anderem auch für ihre Sturheit bekannt. So fiel mir zum Beispiel auf, dass einige Leute mich von weitem sahen, dann nach unten schauten und einen großen Bogen um mich machten. Hey, ich beiße nicht, geduscht habe ich auch und es liegt mir fern, Menschen mit meiner Musik aufzufressen. Vielleicht würde ich selbst die Musik manchmal gerne essen, aber das ist eine andere Geschichte.
Es waren aber dafür auch zwei Kinder dort, die uns zuhörten und auch für eine ganze Weile treu blieben. Peter förderte die Nachwuchstalente in Sachen Percussion und machte ihnen das Instrument so richtig schmackhaft. Im Getümmel sichtete ich zudem immer wieder lächelnde Menschen, die wir auch zu erreichen schienen. Wieder andere hörten erst von weitem zu und gaben schließlich doch ihren Sicherheitsabstand auf, um uns etwas in den Koffer zu werfen.
Als ich meine Gitarre einpackte, bemerkte ich wieder einmal, dass ich mir die Finger blutig gespielt hatte. Auch Peter klagte über schmerzende Handinnenflächen vom leidenschaftlichen Schlagen auf das Holzinstrument. Doch was wäre Leidenschaft ohne Leid? Und es bestätigt mir einmal mehr das, was ich schon vor zwei Jahren in meinem Song „Anne“ versprochen hatte: „Even if my fingers bleed, (…) I will always sing for you.“  

Samstag, 28. Juli 2012

Braunschweig


Nachdem mich Viola erfolgreich durch den Straßenbahnverkehr geschleust hatte (danke dafür!), spielte ich in Braunschweig zuerst am Schlossplatz. Dort fotografierte mich prompt ein Asiate – hey, ich bin schon eine Touristenattraktion!
Kurz darauf warfen mir ein paar Menschen in pinkfarbenen Ganzkörperanzügen eine Tüte Bonbons und eine Trillerpfeife in den Koffer. Die sollte wohl meiner Kazoo Konkurrenz machen.
Als ich dann in der Innenstadt spielte, stellte ich fest: Braunschweig ist die Stadt des Lächelns. Nirgendwo anders fiel mir so sehr auf, dass mir fast jeder, der an mir vorbei ging oder länger zuhörte, ein Lächeln schenkte. Und so merkte ich, dass auch das reich machte, es fühlte sich so schön an, die Menschen zumindest für einen Moment glücklich zu machen.
Genauso wie dieses Mädchen, welches mir das Spielen zum Genuss machte. Anfangs sah sie mich nur mit ihren großen braunen Kulleraugen an und irgendwann begann sie zu klatschen, welches dann in unbeholfenen, aber unglaublich niedlichen Bewegungen gipfelte. Sie tanzte zu meiner Musik! Dieser Anblick war einfach zuckersüß und wahrscheinlich ist sie nun mein jüngster Fan.
Mein Dank gilt noch einmal Jan, der es schaffte, diese wunderschönen Momente mit seiner Kamera einzufangen und am Ende auch meine Wartezeit auf den Zug zu verkürzen.
Zur Rückfahrt kann ich nur eines sagen: Ich war der Deutschen Bahn noch nie so dankbar für die Verspätung eines Zuges! In diesen 30 Minuten Wartezeit gab ich einer Gruppe von Leuten, die auch am Bahnhof wartete, um Mitternacht ein kleines Privatkonzert. Meine Erschöpfung und Müdigkeit war durch ihre Begeisterung wie weggeblasen und ich genoss jede Sekunde, in der ich für sie sang. Auch ihre aufmunternden Worte zum Abschied ließen mich überglücklich in den letzten Zug nach Hause steigen und schließlich seelenruhig schlafen.



Freitag, 27. Juli 2012

Hannover


Die Hannoveraner sind schon ein Volk für sich. Vielleicht war es der falsche Ort, die falsche Zeit oder es lag an mir, aber in der Fußgängerzone schien mein Geklampfe und Gesinge nicht so gut anzukommen. Aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Freundlicherweise half mir Jan dabei, meinen schweren Koffer zu tragen. In seiner „Uniform“ sah der auszubildende Lokführer schon fast wie mein offizieller Reiseleiter aus. Auch musste ich nun vorsichtig mit meinen Kommentaren über die Deutsche Bahn sein, aber immerhin bekam ich nun brandheiße Hintergrundinformationen zum Schienenverkehr. Als ich beim nächsten Ort spielte, begann es leider zu regnen und ich musste mich unterstellen. Natürlich habe ich zu jeder Situation das passende Lied parat: Ich spielte „Regen und Meer“ von Juli im Juli – und im Regen. Das zauberte einer Frau, die sich mit einer Zeitung vor dem kalten Nass schützte und an mir vorbei lief um ins Trockene zu gelangen, direkt ein Lächeln ins Gesicht. Der Ladenbesitzer fand es leider nicht zum Lachen und bat mich, woanders zu spielen. Also spielte ich „Unterm Schwanz“ – ja, das heißt wirklich so. Eine originelle Bezeichnung für den Platz vor dem Bahnhof unter der Statue eines Pferdes. Dort hörten mir drei Jungen eine Weile zu, von denen mir einer „Das Supertalent!“ zurief und ein weiterer deprimiert sein leeres Portemonnaie aufhielt. Ein anderer junger Mann hörte mir ziemlich lange zu, bis er nervös in seiner Tasche kramte, wobei ihm alles herausfiel. Als er fündig wurde, entleerte er seine ganze Geldbörse über meinem Koffer. Worüber ich mich aber noch mehr freute, war die Kusshand, die er mir zum Abschied zuwarf.
Völlig erschöpft machte ich mich auf den Heimweg, oder vielmehr auf die Heimfahrt, welche wieder einige Komplikationen beinhaltete, aber damit könnte ich noch ein weiteres Reisetagebuch füllen. Und man benötigt auch nicht immer Gegenbeispiele um die schönen Momente besonders hervorzuheben.


Donnerstag, 26. Juli 2012

Münster



Was für ein ereignisreicher und wunderschöner Tag in Münster!
Da ich leider die Orientierungslosigkeit in Person bin, glaubte ich mich zunächst verloren in einer Stadt wie dieser. Doch glücklicherweise spielte dann Pascal Navigationssystem für mich und war gleichzeitig mein Bodyguard, wofür ich mich an dieser Stelle noch mal ganz herzlich bedanken möchte. Überhaupt schien es dort nur hilfsbereite Menschen zu geben, so auch Justin, selbst Musiker, der mir sehr nützliche Tipps zum Straßenmusikerdasein gab und die besten Plätze (seine persönlichen „Goldgruben“) zeigte.
Ein weiterer Vorteil war, dass wir uns so abwechseln konnten und er mit seinem spanischen Charme das weibliche Publikum anzog und ich... den Rest. Ich empfand es als sehr inspirierend und hatte großen Spaß daran, auch das eine oder andere Lied mit ihm zusammen zu singen, obwohl – oder gerade weil – unsere Stimmen ziemlich unterschiedlich sind. Auch dafür muss ich noch mal ein großes Dankeschön aussprechen. Ohne euch wäre mein Tag mit Sicherheit ganz anders verlaufen!
Aufgrund Pascals guter Kontakte engagierte er einen Journalisten der Westfälischen Nachrichten. Dieser hörte mir für eine Weile zu, machte ein Foto von mir und ich gab ihm ein Interview über meine Person, meine Musik und die Straßentour. Es ist schon kurios, nach genau zwei Tagen, also nach zwei Städten, über eine vierwöchige Tour mit 15 Städten zu berichten, aber so konnte ich wenigstens von meiner Planung erzählen, die ich am Ende schwarz auf weiß vorliegen haben werde und abgleichen kann, ob meine Pläne tatsächlich aufgegangen sind.
Wie ich später erfuhr, war der Journalist früher Kriegsberichterstatter – wer weiß, vielleicht gibt es ja nachher einen spannenderen Artikel über mich als ich wirklich bin! Aber mehr dazu am Samstag in den Westfälischen Nachrichten.
Mein persönliches Highlight war aber etwas, das mir bisher nur ein einziges Mal in meinem Leben passiert ist. Als ich so vor mich hin spielte, sah ich aus dem Augenwinkel eine Frau, die mir aufmerksam zuhörte. Nach einer Zeit bemerkte ich, dass Tränen über ihr Gesicht liefen... Ihre Begleitung nahm sie in den Arm, während sie versuchte, ihre Tränen wegzuwischen. Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper, meine zittrigen Hände erschwerten mir das Spielen und beinahe hätte ich mitgeweint. Vorsichtig fragte ich sie, ob ich lieber aufhören sollte, doch ich bekam nur ein heftiges Kopfschütteln. Dieses Erlebnis war schöner als jeder Euro, den man mir in meinen Koffer wirft, das schönste Kompliment, das man mir je hätte machen können.
Diese Frau und der ganze Tag in Münster bestätigte mir, dass diese Straßentour die richtige Entscheidung war. Es ist einfach das schönste Gefühl, einen Menschen mit seiner Musik berühren zu können. Und wenn es auch nur einer von vielen ist.


Mittwoch, 25. Juli 2012

Osnabrück


Das fing ja super an: Eine Baustelle auf dem Weg zum Bahnhof hielt mich bereits am ersten Tag meiner Straßentour auf, sodass ich den Zug verpasste und eine Stunde lang auf den nächsten warten musste. Immerhin (noch) kein Fehler der Deutschen Bahn – und pünktlich würde ich immer noch kommen.
Wenigstens war das Wetter gut, 30°C und blauer Himmel. Da ich natürlich meine Sonnencreme vergessen hatte, stellte ich mich schon einmal auf Sonnenbrand ein.
In der Osnabrücker Fußgängerzone angekommen, begann ich also meine Straßentour neben einem Currywurststand, dessen Geruch mir regelmäßig in die Nase stieg. Doch so, wie ich beim Musizieren auch Schmerzen abschalten kann, gelang es mir auch, die Hitze und den Currygeruch auszublenden. Nach einer Weile näherte sich eine Gruppe schüchterner Mädchen, die mir den Rücken zudrehte und versuchte, unauffällig in meine Richtung zu schielen. Irgendwann traute sich dann doch eine von ihnen, etwas in meinen Gitarrenkoffer zu werfen; sie entfernte sich aber ganz schnell wieder und am Ende des Songs verließ mich dann die ganze Gruppe.
Leider hatte ich fast nur Laufpublikum, bis auf ein kleines Mädchen im Kleidchen, das zu meinen Liedern tanzte und Gefallen daran fand, mir 50 Cent in den Koffer zu werfen um sie anschließend wieder herauszunehmen. Simon, der mit mir „Still“ gecovert hat, leistete mir freundlicherweise während der ganzen Zeit Gesellschaft, war aber leider zu schüchtern, mit mir zu singen.
Die eingenommenen 4,50€ investierte ich in ein Eis, welches ich in einem bekannten Fastfood-Restaurant kaufte, in dem mich ein freundlich lächelnder Mann mit englischem Akzent (ich liebe englischen Akzent!) ansprach und mich für meine Gitarrenkünste lobte. Das erwärmte mir beim Genuss der kalten Speise das Herz und auch ich verabschiedete mich lächelnd von ihm.
Auf dem Rückweg fiel ein Zug aus und der Ersatzzug hatte 30 Minuten Verspätung – überhaupt gab es am Bahnhof nur Durchsagen, die mit „Wir bitten um Entschuldigung“ endeten. Jo, kein Ding, Deutsche Bahn, wir alle haben vollstes Verständnis.
Als ich dort so saß und auf den verspäteten Ersatzzug wartete, wurde mir klar, dass meine Straßentour viel mehr eine „Zugtour“ werden würde. Ich werde mich viel länger in schlecht klimatisierten Zügen und an überfüllten Bahnhöfen mit ungeduldigen Menschen aufhalten und mich wahrscheinlich das eine oder andere Mal über zu kurze Umsteigezeiten und Verspätungen ärgern, statt auf den Straßen Musik zu machen. Aber diese Strapazen nehme ich auf mich, weil ich jetzt schon weiß, dass es das wert sein wird. Und: Wären besondere Momente noch besonders, wenn sie im Leben überwiegen würden?
In diesem Sinne: Der Straßengig in Osnabrück bildete einen ruhigen und schönen Anfang, ich freue mich schon auf die nächsten Städte, bin gespannt, was auf mich zukommt und hoffe, dort den einen oder anderen von euch zu treffen!

Mittwoch, 18. Juli 2012

Termine für die Straßentour


So langsam rückt die Straßentour immer näher! 

Deshalb sind hier alle Daten und Städte aufgelistet, in die ich kommen werde. Alternativ sind diese auch auf meiner Facebook Seite unter "Tour Dates" mit der jeweiligen Uhrzeit und dem Ort zu finden. Dort könnt ihr euch sogar für die einzelnen Veranstaltungen eintragen, bin schon sehr gespannt, wer mich alles besuchen kommen wird! Es wäre schön, wenn ihr eure Freunde zu diesen Veranstaltungen einladen würdet und noch mal kräftig Werbung machen könntet.

Ich freue mich wirklich schon darauf, für euch zu singen und zu spielen, hoffe, dass alles klappt und sehe euch dann in Osnabrück, Münster, Hannover, Braunschweig, Lingen, Bochum, Dresden, Aurich, Hamburg, Essen, Oberhausen, Bremen, Stuttgart, Berlin oder Köln!

Sonntag, 8. Juli 2012

Straßentour 2012

Mit YouTube erreicht man eine Menge Menschen. Viele Videos werden hundertfach, manche sogar tausendfach angeklickt, es wird ein "Daumen hoch" oder "Daumen runter" verteilt und Kommentare erscheinen unter dem Video. Doch wer sind diese Menschen?
Ich würde gerne die Gesichter all derjenigen sehen, die meine Videos schauen und meine Musik hören. Gleichzeitig möchte ich ihnen bieten, mich einmal live zu erleben. Deshalb habe ich für diesen Sommer eine Straßentour geplant! Ich werde von Stadt zu Stadt reisen und irgendwo auf der Straße, auf Marktplätzen, vor Geschäften, in den Fußgängerzonen und überall dort, wohin es mich noch so verschlägt, für euch spielen. Ohne Eintritt, ganz frei und ungezwungen, von Angesicht zu Angesicht. Die jeweiligen Termine werden auf Facebook bekannt gegeben und mit diesem Blog werde ich so regelmäßig wie möglich von meiner Straßentour berichten.
Ich freue mich auf euch!