Das fing ja super an: Eine Baustelle
auf dem Weg zum Bahnhof hielt mich bereits am ersten Tag meiner
Straßentour auf, sodass ich den Zug verpasste und eine Stunde lang
auf den nächsten warten musste. Immerhin (noch) kein Fehler der
Deutschen Bahn – und pünktlich würde ich immer noch kommen.
Wenigstens war das Wetter gut, 30°C
und blauer Himmel. Da ich natürlich meine Sonnencreme vergessen
hatte, stellte ich mich schon einmal auf Sonnenbrand ein.
In der Osnabrücker Fußgängerzone
angekommen, begann ich also meine Straßentour neben einem
Currywurststand, dessen Geruch mir regelmäßig in die Nase stieg.
Doch so, wie ich beim Musizieren auch Schmerzen abschalten kann,
gelang es mir auch, die Hitze und den Currygeruch auszublenden. Nach
einer Weile näherte sich eine Gruppe schüchterner Mädchen, die mir
den Rücken zudrehte und versuchte, unauffällig in meine Richtung zu
schielen. Irgendwann traute sich dann doch eine von ihnen, etwas in
meinen Gitarrenkoffer zu werfen; sie entfernte sich aber ganz schnell
wieder und am Ende des Songs verließ mich dann die ganze Gruppe.
Leider hatte ich fast nur Laufpublikum,
bis auf ein kleines Mädchen im Kleidchen, das zu meinen Liedern
tanzte und Gefallen daran fand, mir 50 Cent in den Koffer zu werfen
um sie anschließend wieder herauszunehmen. Simon, der mit mir
„Still“ gecovert hat, leistete mir freundlicherweise während der
ganzen Zeit Gesellschaft, war aber leider zu schüchtern, mit mir zu
singen.
Die eingenommenen 4,50€ investierte
ich in ein Eis, welches ich in einem bekannten Fastfood-Restaurant
kaufte, in dem mich ein freundlich lächelnder Mann mit englischem
Akzent (ich liebe englischen Akzent!) ansprach und mich für meine
Gitarrenkünste lobte. Das erwärmte mir beim Genuss der kalten
Speise das Herz und auch ich verabschiedete mich lächelnd von ihm.
Auf dem Rückweg fiel ein Zug aus und
der Ersatzzug hatte 30 Minuten Verspätung – überhaupt gab es am
Bahnhof nur Durchsagen, die mit „Wir bitten um Entschuldigung“
endeten. Jo, kein Ding, Deutsche Bahn, wir alle haben vollstes
Verständnis.
Als ich dort so saß und auf den
verspäteten Ersatzzug wartete, wurde mir klar, dass meine
Straßentour viel mehr eine „Zugtour“ werden würde. Ich werde
mich viel länger in schlecht klimatisierten Zügen und an
überfüllten Bahnhöfen mit ungeduldigen Menschen aufhalten und mich
wahrscheinlich das eine oder andere Mal über zu kurze Umsteigezeiten
und Verspätungen ärgern, statt auf den Straßen Musik zu machen.
Aber diese Strapazen nehme ich auf mich, weil ich jetzt schon weiß,
dass es das wert sein wird. Und: Wären besondere Momente noch
besonders, wenn sie im Leben überwiegen würden?
In diesem Sinne: Der Straßengig in
Osnabrück bildete einen ruhigen und schönen Anfang, ich freue mich
schon auf die nächsten Städte, bin gespannt, was auf mich zukommt
und hoffe, dort den einen oder anderen von euch zu treffen!
Finde ich super das du über deine Gigs schreibst :-D
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