Die Hannoveraner sind schon ein Volk
für sich. Vielleicht war es der falsche Ort, die falsche Zeit oder
es lag an mir, aber in der Fußgängerzone schien mein Geklampfe und
Gesinge nicht so gut anzukommen. Aber davon lasse ich mich nicht
unterkriegen. Freundlicherweise half mir Jan dabei, meinen schweren
Koffer zu tragen. In seiner „Uniform“ sah der auszubildende
Lokführer schon fast wie mein offizieller Reiseleiter aus. Auch
musste ich nun vorsichtig mit meinen Kommentaren über die Deutsche
Bahn sein, aber immerhin bekam ich nun brandheiße
Hintergrundinformationen zum Schienenverkehr. Als ich beim nächsten
Ort spielte, begann es leider zu regnen und ich musste mich
unterstellen. Natürlich habe ich zu jeder Situation das passende
Lied parat: Ich spielte „Regen und Meer“ von Juli im Juli – und
im Regen. Das zauberte einer Frau, die sich mit einer Zeitung vor dem
kalten Nass schützte und an mir vorbei lief um ins Trockene zu
gelangen, direkt ein Lächeln ins Gesicht. Der Ladenbesitzer fand es
leider nicht zum Lachen und bat mich, woanders zu spielen. Also
spielte ich „Unterm Schwanz“ – ja, das heißt wirklich so. Eine
originelle Bezeichnung für den Platz vor dem Bahnhof unter der
Statue eines Pferdes. Dort hörten mir drei Jungen eine Weile zu, von
denen mir einer „Das Supertalent!“ zurief und ein weiterer deprimiert sein leeres Portemonnaie aufhielt. Ein anderer junger Mann
hörte mir ziemlich lange zu, bis er nervös in seiner Tasche kramte,
wobei ihm alles herausfiel. Als er fündig wurde, entleerte er seine
ganze Geldbörse über meinem Koffer. Worüber ich mich aber noch
mehr freute, war die Kusshand, die er mir zum Abschied zuwarf.
Völlig erschöpft machte ich mich auf
den Heimweg, oder vielmehr auf die Heimfahrt, welche wieder einige
Komplikationen beinhaltete, aber damit könnte ich noch ein weiteres
Reisetagebuch füllen. Und man benötigt auch nicht immer
Gegenbeispiele um die schönen Momente besonders hervorzuheben.
Ich komme aus Hanover. Du warst wohl am falschen Platz. :)
AntwortenLöschen